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Mittwoch, 12. November 2025 19.00 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern

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Wird das 21. Jahrhundert das Zeitalter des Faschismus?

Heute heißt es oft, dass mit Trump, Meloni, der AfD der Faschismus schon da ist oder unmittelbar bevorsteht, dem mit einer umgehenden kraftvollen Antwort möglichst vieler Menschen Einhalt zu bieten sei: „Nie wieder ist jetzt!“
Mit dieser Motivation konnte in den letzten Jahren einiges an Gegenwehr mobilisiert werden, nicht zuletzt vielfältige zivilgesellschaftliche Initiativen, ein neuer Fokus der städtischen Antifa-Szene auf das Land oder die breiten Proteste gegen rechts von Anfang 2024. Dennoch ist es nicht gelungen, dem Aufstieg der radikalen Rechten wirksam etwas entgegenzusetzen.
Der Vortrag tritt daher von dieser unmittelbaren Situation etwas zurück und nimmt, auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, eine längerfristige Perspektive ein. Unter Präsentation faschismustheoretischer Überlegungen wird der Referent darlegen, dass heute tatsächlich keine faschistische, sondern eine autoritäre Herrschaft bevorsteht, während entstehende faschistische Tendenzen regelmäßig durch systemische Beharrungskräfte blockiert werden. Dies ist freilich kein Grund zur Entwarnung: Der Autoritarismus an der Macht, wie in Ungarn oder in den USA, bedeutet massive Grundrechtsverletzungen und bereitet den Boden dafür, dass es nach einer großen Krise wie 1929 zu großflächigen Faschisierungsprozessen kommt.
Obwohl eine längerfristige Perspektive zunächst kontraintuitiv erscheint, insofern der Kampf gegen rechts jetzt zu führen ist, könnte sie zumal für diesen und heute entscheidende Bedeutung haben. Denn sie ermöglicht eine andere strategische Perspektive, in der die radikale Rechte nicht mehr lediglich negativ für ihre menschenfeindlichen Einstellungen verurteilt wird, sondern ihren „Lösungsansätzen“ selbstbewusst mit eigenen positiven Konzepten begegnet wird. Dem wirkmächtigen rechtsradikalen Narrativ einer „Kulturrevolution von rechts“ ist womöglich nicht durch das bloße „Anti“, sondern erst durch das mutige, kapitalismuskritische Eintreten für eine emanzipatorische Kultur und eine andere Gesellschaft wirksam zu begegnen.
Referent: Emanuel Kapfinger ist Philosoph und politischer Autor. Zu seinen aktuellen Arbeitsschwerpunkten gehört neben Hegel und Krahl die Faschismustheorie der Kritischen Theorie, zu der er unter anderem das Buch „Die Faschisierung des Subjekts“ mit einem Vorwort von Micha Brumlik veröffentlichte. In den Workshops „Was tun gegen den Aufstieg der radikalen Rechten?“ und „Kulturrevolution 1917, 1968 und kommende“ im Bildungswerk diskutierte er zuletzt mit den Teilnehmenden, wie linke kulturrevolutionäre Entwürfe für den heutigen Antifaschismus aktualisiert werden können. Weitere Informationen siehe seine Website: www.emanuel-kapfinger.net.
Moderation: Lia Becker
Datum: Mittwoch 12. November, 19.00 - 21.30 Uhr

Ort:
Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Olivaer Platz 16, 10707 Berlin, 4. OG

Die Räumlichkeiten des Bildungswerks sind leider nur bedingt für Rollstuhlfahrer*innen nutzbar: Es gibt einen Aufzug (mit den Maßen 125 cm x 70 cm). Allerdings besteht eine Kante von knapp 5 cm, um in die Räumlichkeiten zu gelangen. Es gibt keine barrierefreien Toiletten. Wir entschuldigen uns für die Umstände. Zurzeit sehen wir uns leider finanziell nicht in der Lage, den Altbau entsprechend zu sanieren.


Die Veranstaltung wird von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung gefördert.
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch